am Nordkalottvägen & am See Marsijärvi

   
Kiruna im nordwestlichsten Zipfel Schwedens ist von Bergbauaktivitäten gezeichnet und somit keine ästhetisch wertvolle Stadt. Zudem leben die Bewohner seit Jahren mit dem Wissen, dass die Stadt nahe daran ist, in einer riesigen Eisenmine zu versinken. Daher wird eine neue Stadt vier km weiter im Osten gebaut, was größtenteils von der Minengesellschaft finanziert wird. Auch wenn fast die ganze Stadt einfach abgerissen werden wird, sollen u.a. die wunderschöne, alte Kirche und der Uhrenturm verlegt werden. Die Mitternachtssonne scheint in Kiruna von Juni bis Juli 50 Tage ununterbrochen. Im Winter hingegen herrscht 20 Tage Polarnacht: vom 12. bis einschließlich 31. Dezember steigt die Sonne nie vollständig über den Horizont.
      
Unser Ziel war die beeindruckende Kirche, die zusammen mit dem Glockenturm in einem Naturpark mit Bergbirken und Vogelbeeren steht und im Stile einer riesigen samischen Hütte erbaut wurde. Besonders die Konstruktion der Balken, das von oben herabfallende Licht und die dunklen Wände trugen maßgeblich zu diesem Eindruck bei.
Wir verließen Kiruna nördlich auf dem 160 km langen Nordkalottvägen (E10), der bis zur norwegischen Grenze führt, so dass wir den langen Fluss Torne zu unserer Rechten und die herrliche Felsformation Lapporten vor uns hatten. Uns bot sich ein majestätischer Anblick herrlicher Landschaften: große Gebirge, ausgedehnte Weiten und große Gewässer – die Abwechslung bleibt unvergesslich.
 
Wir stoppten dann beim 77 km² großen Abisko Nationalpark, 100 km von Kiruna entfernt, der am Südufer des wunderschönen Sees Torneträsk beginnt. Umrahmt wird er vom beeindruckenden Profil des Lapporten. In ihm verläuft der Fluss Abiskojåkka, der schließlich zwischen Felsen eine Schlucht hinabfällt und in den See mündet.
Wanderschuhe geschnürt und los ging’s: um 15:30 Uhr starteten wir beim Naturum und begaben uns zu erst zur Schlucht und folgten dann zunächst dem Pfad des Kungsleden. Der Pfad zweigte dann bei einem ehemaligen Marmorsteinbruch ab bis wir beim kleinen Njakajaure-See im Inneren des Nationalparks ankamen. Die Luft war klar und frisch während der Wanderung und hier & da hatten wir Aussicht auf das Tal Lapporten. Der Rückweg führte dann über grüne Gebirgsheiden. Wir liefen 6,5 km und waren 2 Std. unterwegs.
 
Auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht folgten wir weiter der E10 Richtung Norwegen und hielten dann einfach auf einem der vielen Rastplätze entlang der Straße.
Nach einem herrlichen Morgenspaziergang mit Pina am Ufer des mächtigen Sees Torneträsk folgten wir weiter dem Nordkalottvägen, bis wir in Riksgränsen kehrtmachten. Immer wieder mussten wir Stopps einlegen, um die Aussicht auf die vielen Wasserfälle zu genießen. Wieder beim Abisko Nationalpark angekommen, unternahmen wir gegen 9:45 Uhr noch eine kurze Wanderung zum Ufer des Sees (hin & zurück ~ 1 Std & ca. 3,2 km), wobei sich eine schöne Aussicht auf das Tal Lapporten bot.
 
Wir folgten dann der E10 bis Kiruna, wo wir noch einige Lebensmittel kauften. Auf dem Parkplatz vom coop lernte ich dann Heiko kennen, der uns über unsere Campervan-Beschriftung für unsere Instagram-Profile fand. Er hatte uns gestern schon liebe Grüße gesendet und da wir heute uns schon wieder zur gleichen Zeit auf dem selben Parkplatz befanden, dachten wir es wäre Zeit für ein persönliches Kennenlernen, wenn der Zufall es schon so will. Im Laufe des Gesprächs kamen auch seine Frau Ilona und Chris, nachdem sie die Einkäufe erledigt hatten, dazu. Nach 1 ½ Stunden des Kennenlernens und Austauschen von Reiseerfahrungen verabschiedeten wir uns und gingen getrennte Wege. Uns führte es gen Süden entlang der E45. Auf dem Rastplatz Lappeasuando (BD7) machten wir Halt, nutzen die Möglichkeit einen Service zu machen und entdeckten ein herrliches Plätzchen am Fluss mit Blick auf eine Brücke, so dass wir spontan entschieden einfach zu dort zu bleiben. Eine gute Entscheidung, denn danach regnete es für den Rest des Tages.
   
Da die Chance auf Polarlichter in der kommenden Nacht sehr hoch sein sollte (und das im August) und Heiko & Ilona sich tags zuvor scheinbar den besten Spot in der Umgebung zum Übernachten ausgesucht hatten, entschieden wir uns zu deren abgelegen Wanderparkplatz am kleinen See Marsijärvi zwischen den Dörfern Skaulo & Puoltikasvaara zu begeben. Die Fahrt dauerte gerade mal 15 min zu diesem tollen Flecken Erde.
Gegen 9:45 Uhr unternahmen wir dann erst einmal eine Wanderung entlang des Weges, der um den gesamten See führte (1 ½ Std., 5,3 km). Wobei wir unterwegs immer wieder schöne Picknickplätze, die teilweise mit Windschutz ausgestattet waren, fanden, ehe wir dann Ilona & Heiko wiedertrafen. Die beiden waren bei unsere Ankunft gerade selbst mit ihren Hunden Lucky & Luke auf Erkundungstour um den See. Wir machten es uns in unseren Campingstühlen bequem und hatten uns viel zu erzählen.
 
 Wir hatten einen sehr entspannten Tag, wobei sich Sonne und Regen immer mal wieder abwechselten. Die Zeit mit Heiko & Ilona war sehr angenehm, denn wir ließen uns gegenseitig Freiraum, ohne dass sich Jemand gezwungen fühlte, sich ständig unterhalten zu müssen. So saßen Chris und ich auch mal in einer Phase des Regens im Campervan und schlürften Heißgetränke oder gingen am Nachmittag mit Pina mal wieder Blaubeeren sammeln. Da der Wanderparkplatz auch mit einem gemütlichen Häuschen mit Feuermöglichkeit ausgestattet war, setzten wir uns dort nach dem Abendessen zusammen. Auch Rasmus & Larissa aus Hamburg wärmten sich am Kaminfeuer, so dass wir einen tollen, geselligen Abend zu sechst hatten. Auch die vier Hunde fühlten sich zusammen pudelwohl.
 
Leider zeigten sich in der Nacht keine Polarlichter – in der Hoffnung , dass es in der nächsten Nacht klappen würde, blieben wir. Auch Heiko & Ilona entschieden sich zu bleiben. Rasmus & Larissa reisten allerdings weiter. Dafür kamen wir mit der Schweizerin Lea auf der morgendlichen Gassirunde ins Gespräch. Auch sie ist mit Hund – Lika – unterwegs. Alle fünf Hunde verstanden sich bestens und hatten viel Spaß miteinander. Den Tag verbrachten wir fünf ganz unterschiedlich, ich z. Bsp. baumelte mit Pina in der Hängematte und genoss die Sonne, Chris packte das SUP aus und paddelte über den See und Ilona nahm ihre Kamera und war auf der Suche nach Fotomotiven.
 
Der Platz hatte auch eine offene Feuerstelle, welche für den Tag zum Dreh- & Angelpunkt für uns wurde und wo wir fünf immer mal wieder als Gruppe oder in kleineren Runden zusammenkamen und uns unterhielten, während die Hunde ganz ungezwungen und ohne Leinen frei herumtollen konnten. Gegen 17:00 Uhr machten wir dort dann ein Lagerfeuer und grillten gemeinsam. Zum Abend zog es uns dann wieder in die wärmende Grillhütte, wo wir auch ein paar Runden Skip-Bo spielten.
Auch in dieser Nacht sollten wir wieder kein Glück haben endlich die Nordlichter zu sehen.

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