Lappland: die letzte große Wildnis Europas

Schon gegen 5:45 Uhr wurden wir am Freitag von der aufgehenden Sonne geweckt. So bald wir bereit für den Tag waren, verließen wir das Bjuröklubb Naturreservat und machten einen Abstecher in die Bergbaustadt Skellefteå, dem südlichen Zugang zu Schwedisch Lappland, um einige Einkäufe zu erledigen und zu tanken (17,07 Skr/l).
 
Mittig zwischen Storforsen und Älvsbyn, entlang der Straße 374 und rund 2 Autostunden von Skellefteå entfernt, rauscht die wunderschöne Stromschnelle Fällforsen mit einer Fallhöhe von 11 m. Dieses Schauspiel konnten wir von zwei Rastplätzen aus beobachten.
Anschließend fuhren wir immer weiter Richtung Norden bis wir am Nachmittag an einem See ein hübsches Plätzchen fanden und blieben. Wir gingen baden und genossen den Sonnenschein bis wir vom Regen eingeholt wurden.
 
Auch am nächsten Morgen regnete es noch und da der Untergrund schon recht aufgeweicht war und sich Pfützen bildeten, brachen wir lieber etwas früher auf als für gewöhnlich, ehe wir eventuell hätten stecken bleiben können.
Wir steuerten zunächst den Rastplatz Törefjärden (BD3), an der E10 gelegen, an. Dort füllten wir unseren Frischwassertank auf, leerten den Grauwassertank und die Toilette, und aßen Frühstück.
 
Für die Entleerung des WCs und zum Auffüllen des Frischwassers ergab sich in Schweden unglaublich oft eine Möglichkeit, meist an Rastplätzen entlang der Hauptstraßen. Die Entleerung des Grauwassers hingegen gestaltete sich oftmals als schwierig, denn selbst auf Stell- & Campingplätzen gibt es nur selten ein Bodeneinlass. So dass wir uns anfangs anderweitig behelfen mussten, indem wir das Abwasser in die Kassetten-Toilette füllten und mehrmals liefen, um diese auszuleeren. Im Laufe der Reise legten wir uns dann einen Eimer zu, was die Sache wesentlich vereinfachte.
 
Bei Överkalix in der nordschwedischen Provinz Norrbottens län, etwa 70 km nordwestlich von Haparanda an der Europastraße 10, machten wir einen Ausflug hinauf auf den Brännaberget, wenige Kilometer südlich von Överkalix, von wo aus wir die Aussicht über die Stadt und die umliegende Wildnis genossen.
Bei unserer Reise durch Nordschweden ließen wir uns dann natürlich nicht die Gelegenheit entgehen nördlich von Överkalix am Polarkreis Halt zu machen. Der Nordpolarkreis steht übrigens nicht still, Jahr für Jahr rückt er um etwa 14,5 m weiter nach Norden vor. Die Ursache dafür ist die langsame Richtungsänderung der Erdachse infolge des Schwerkrafteinflusses von Mond und Sonne.
Lappland ist wohl Europas letzte wahre Wildnis: imposante Berge, riesige Wälder und unzählige Seen. Dieses arktische Gebiet, das ein Viertel der Fläche Schwedens ausmacht, erstreckt sich von Sorsele und Skellefteå in der Region Västerbotten bis zur nördlichsten Spitze des Landes.
Auf einer menschenleeren Schotterstraße Richtung Aareavaara an der finnischen Grenze trafen wir überall auf Rentiere (13 prachtvolle Exemplare), die an und auf den Straßen entlangtrotteten.
Blaubeeren sind nicht nur eine der am häufigsten auffindbaren, sondern auch eine der leckersten essbaren Beeren Schwedens. Sie zieren die Wälder Skandinaviens in Fülle und Üppigkeit, wobei sie in ganz Schweden verbreitet sind und mehr als 15 % der Landfläche bedecken – ihr Sammelgebiet ist also riesig. Sie blühen von Mai bis Juni und können ab Juli geerntet werden.
Da wir lange unterwegs waren, ohne auch nur einem Menschen zu begegnen, hielten wir irgendwann einfach am Straßenrand an und pflückten bis unser Gefrierfach voll war.
Für die Nacht fanden wir dann am Fluss Tärendö ein einsames Plätzchen mit einem herrlichen Blick über die Flusslandschaft.
Heute ging es dann entlang des Norrskensvägen (Route 99) durch Norrland bis Karesuando parallel zum Fluss Torne, der auch die Staatsgrenze zwischen Finnland und Schweden bildet. Es gab es mehrere Rastplätze, die zum Anhalten einluden – meist komplett mit Plumpsklos und Grillhütten. Zudem begegneten uns wieder einige Rentiere – 12 Stck. dieses Mal, darunter eine Gruppe von sechs.
Ab Karesuando folgten wir dann der E45 wieder Richtung Süden. Nur rund 20 km südwestlich von Karesuando fanden wir dann am Nachmittag bei Idivuoma ein herrliches, kleines Plätzchen an einem See mit einem Sandstrand. Von dort aus führte eine Brücke hinüber auf eine kleine Insel, weshalb wir gegen 15:00 Uhr einen kleinen Spaziergang entlang des Wanderwegs unternahmen. Die Temperaturen betrugen übrigens so weit im Norden des Landes mittlerweile nachmittags nur noch 7 °C.
   

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