Gotland

Gotland vor der schwedischen Südostküste ist die größte Insel in der Ostsee, allerdings ist sie dünn besiedelt und kaum erschlossen. Ihr Zauber liegt daher in ihrer ruhigen, fast eindringlichen Schönheit mit ihren verschiedenartigen Landschaften: sandige Küsten, Wiesen, abgeschiedene Buchten & historische Weiler.
Gotlands Hautstadt Visby besitzt eine kostenfreie Ver- & Entsorgungsstation für Wohnmobile gleich südlich des Hafens – also gleich morgens als erstes nichts wie hin da!
   
Nachdem wir das erledigt hatten, unternahmen wir im Landschaftsschutzgebiet Södra Hällarna im Süden von Visby einen Spaziergang durch windgetriebene Kiefernwälder, wo wir auch gleich auf unsere ersten Gotlandschafe trafen. Es war ein wunderbarer Platz, um von den steilen Klippen über die Ostsee zum Festland hinüberzuschauen und auf Visby mit seiner Stadtmauer zu blicken.
Danach besuchten wir den mit Wasser gefüllten Kalksteinbruch in Hejdeby, wo wir bei einem Spaziergang drum herum einfach die Schönheit des türkis-blauen Wassers und die Ruhe genossen, denn außer uns war niemand dort. Im Sommer ist es bestimmt ein beliebter Platz für eine erfrischendes Bad.
 
Nach einem Abstecher zur bemerkenswerten Kirche von Bro, 11 km nordöstlich von Visby, fuhren wir über Landwege an verstreut liegenden Gehöften vorbei zum Leuchtturm Stenkyrkehuk an der Nordwestküste Gotlands. Hinter einem kleinen Wald, idyllisch auf einem Privatgrundstück mit den typisch schwedischen Gebäuden gelegen, thront er hoch über der Steilküste.
Außerhalb des kleinen Dorfes Lickershamn, an der Westküste der Insel, fanden wir uns im Naturreservat Jungfrun wieder. Dort gab es erodierte Kalksteinsäulen zu entdecken, wobei einige stattliche 12 m hoch waren. Um die größte Kalksteinsäule, Jungfrau genannt, ranken sich wohl einige gruselige Geschichten.
 
Etwas weiter die Küste entlang gelangten wir dann zur wunderschönen, windumtosten Blå Lagunen, wenige hunderte Meter hinter der Nordküste. Der geflutete ehemalige Steinbruch, der heutzutage als Badesee hergerichtet ist, hatte wirklich tropisch anmutendes, azurblaues Wasser. Umgeben von Nadelwäldern fühlten wir uns dort wie in einem kleinen Südseeparadies. Und auch dort waren wir wieder die einzigen Menschen.
Von dort aus fuhren wir zu einem großen, offenen Schotterparkplatz direkt am Meer, der etwas abseits der Straße lag und den wir uns dann für die Nacht mit einem weiteren Campervan teilten.
 
Mit der gebührenfreien gelben Fårö-Fähre setzen wir am nächsten Morgen um 9:30 Uhr in nur acht Minuten zur Insel Fårö im Norden von Gotland über.
Die Bauernhäuser sahen ursprünglicher aus als auf Gotland und viele Schafställe & Wohngebäude waren mit Reet bedeckt. Kleine Äcker und Schafweiden, eingerahmt durch Kalksteinmauern, prägten die Kulturlandschaft. Und obwohl die Ausdehnung des Eilands sehr gering ist, wechselten sich karge Landschaften mit kleinen Wäldern und Sandstränden ab.
 
Unser erstes Ziel war der Leuchtturm von Fårö, der zwischen 1846 und 1847 erbaut wurde. Er hat die Form eines weißen zylindrischen Turms, ist 30 Meter hoch und mit einer Galerie gekrönt. Daneben steht ein Leuchtturmwärterhaus und davor befindet sich ein schöner Steinstrand.
Die windzerzauste, kleine Insel besitzt großartige, bis über acht Meter hohe Kalksteinsäulen-Formationen. Eine Vielzahl von besonders großen und besonders bizarr Geformten konnten wir im Naturschutzgebiet Langhammars bestaunen. Dort standen die Säulen konzentriert entlang eines langen Kieselsteinstrandes. Die Landschaft wirkte durch ihre Kargheit sowie den beeindruckenden Kalksteinsäulen fast schon surreal.
 
Einer unserer Höhepunkte auf Fårö war dann noch Helgumannens Fiskeläge: eine malerische Ansammlung alter, winziger Holzhütten (kleine Schlaf- & Ruheplätze der Fischer) mit Booten davor, die auf Kieselsteinen lagen.
Kurz nach 14:00 Uhr nahmen wir die Fähre zurück nach Gotland.
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und Kalksteinbruch Bungenäs unternahmen wir einen ausgiebigen Spaziergang. Mit seiner eigenwilligen Ansammlung ungewöhnlicher Bauten, u.a. Ferienhäuser, teilweise mit integrierten, umgebauten Bunkeranlagen, am Wasser und der Einsamkeit fühlten wir uns wie in der postapokalyptischen Spielewelt von Fallout.
 
Danach fuhren wir auf die Furillen an der nordöstlichen Küste Gotlands, eine 583 ha große Insel mit einer wilden und ungezähmten Landschaft. Am südlichsten Zipfel fanden wir ein herrliches, windzerzaustes und einsames Plätzchen für die Nacht, umgeben vom Meer.
Am Sonntagmorgen verließen wir dieses schöne Fleckchen Erde und als erstes besuchten wir Tjelvars grav. Etwa 42 km östlich von Visby ist diese faszinierende und nachdenklich stimmende Szenerie mit einer Steinaufstellung aus der Bronzezeit in der Form eines Schiffes zu finden.
 
Danach machten wir noch einen Abstecher zur eindrucksvollen Gothem-Kirche an der Ostküste ehe wir zu der Kirchenruine der Bara ödekyrka fuhren. Sie liegt ein wenig versteckt in der Nähe von Gothem in einem kleinen Waldstück. Die Ruine besteht aus einem quadratischen Chor und einem rechteckigen Kirchenschiff. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Aber bereits im 16. Jahrhundert begann das Gebäude zu verfallen und wurde dann im 17. Jahrhundert aufgegeben.
In Visby kauften wir dann Lebensmittel ein und nutzten die Ver- & Entsorgungsstation.
 
Auf dem Ländsväg 143 Richtung Südosten von Visby aus führte uns eine kleine Straße, etwa in der Mitte der Insel, zu den Ruinen eines Zisterzienserklosters aus dem 12. Jahrhundert: die Klosterruine Roma. Sie ist eine mittelalterliche Ruine des ehemals größten Klosters auf Gotland und das mit großem Grundbesitz auf der Insel und im Baltikum einst zu den reichsten Klöstern Schwedens gehörte. Aber im wesentlichen besteht es nur noch aus der beeindruckenden Ruine der alten Klosterkirche. Heute dient sie als Theaterbühne und im Gutshaus aus dem Jahr 1730 gibt es wechselnde Ausstellungen, ein Café und einen kleinen Kunsthandwerker-Laden.
   
Im Folhammar Naturschutzgebiet beim kleinen Badeort Ljugarn an der Ostküste gab es danach wieder eindrucksvolle Kalksteinsäulen-Formationen zu bewundern. Das Gebiet war von Steinstränden umgeben und es gab Säulen, die sechs Meter hoch waren.
Unser letztes Ziel an diesem Tag war dann der 1872 erbaute, rot-weiße Leuchtturm auf der Halbinsel Närsholmen, die ein zauberhaftes Naturschutzgebiet ist, im Südosten von Gotland. Das Gelände der Halbinsel ist überzogen mit karger und wunderschöner Heidelandschaft auf sandigem Boden. Auf einem Parkplatz in der Nähe fanden wir dann unser Plätzchen für die Nacht mit Blick auf das Meer und den Leuchtturm.
 
Gestern morgen wurden wir von freilaufende Kühen begrüßt. Manch eine Kuh hat sich an unseren Campervan gekuschelt und ihn sogar abgeschleckt – Pina war das alles absolut nicht geheuer. Irgendwann zogen die Kühe weiter und so auch wir.
Unser erstes Ziel war die Öja-Kirche, gleich nördlich von Burgsvik, die aus dem Jahr 1232 stammt, und den höchsten Kirchturm (67 m) auf Gotland besitzt.
Anschließend fuhren wir zum südlichsten Leuchtfeuer von Gotland, dem aus Kalkstein gemauerten Leuchtturm Hoburg. Er stammt aus dem Jahr 1846.
 
Noch südlicher als Hoburgen geht es dann auf der Insel auch nicht mehr – die Straße in den Süden von Gotland endet dort. Vom naturbelassenen Parkplatz unterhalb eines Restaurants gingen wir an den Kieselstrand, um einen Blick auf die Klippen zu werfen, die aus Riffkalksteinschichten bestehen und bis zu 22 Meter in die Höhe ragen.
Danach steuerten wir das Schloss von Lojsta an, aber anders als der Name vermuten lässt, war es keine Burg oder Schloss im eigentlichen Sinne – im Mittelalter war es eine Verteidigungsanlage, die auf einer Insel in einem kleinen See in der Mitte von Gotland lag. Heute ist der Wasserspiegel des Sees etwa 2 ½ Meter niedriger als im Mittelalter, daher ist der See in drei kleinere geteilt und von der Festungsanlage ist nicht viel erhalten geblieben bis auf ein rekonstruiertes eisenzeitliches Haus: Lojsta hall.
   
Wir machten dann noch einen Abstecher zum Tofta Strand und kurz nach 14:00 Uhr checkten wir für unsere letzte Übernachtung auf Gotland auf dem Campingplatz Visby Strandby (300 Skr/Nacht inkl. Strom, W-LAN & 5 min Duschen) ein, da es mal wieder Zeit war einen Berg Wäsche zu waschen.
Heute Morgen machten wir uns gegen 9:30 Uhr zu Fuß auf um Gotlands malerische mittelalterliche Hauptstadt Visby zu erkunden. Unser Bummel durch das Gewirr von Kopfsteinpflastersträßchen mit ihren bunten Häusern, dem weitgehend erhaltenem Festungswall aus dem 12. Jahrhundert, der die Altstadt umgibt, und der großartigen Kathedrale Sankta Maria wird uns in schöner Erinnerung bleiben, auch wenn es nieselte.
 
Statt einem klassischen Frühstück genossen wir um 11:00 Uhr beim Foodtruck Sundars MOMO äußerst köstliche handgemachte nepalesische Teigtaschen (170 Skr für 20 Stck.). Kann ich nur empfehlen!
Kurz nach 12:00 Uhr waren wir dann zurück auf dem Campingplatz. Wir nahmen die Wäsche ab und packten langsam zusammen. Gegen 15:00 Uhr ging es zum Boarding, damit wir um 16:50 Uhr mit der Fähre (€ 97,00) zurück nach Oskarshamn aufs Festland übersetzen konnten.
Wir kamen kurz nach 20:00 Uhr an und parkten für die Nacht auf einem kleinen Parkplatz, der nur 3 Fahrminuten entfernt war.

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