am unberührten Vindelälven

   
Am Dienstag stand Wandern an der Tagesordnung: schon gegen 7:45 Uhr haben wir den Parkplatz am See verlassen und sind zum Wanderparkplatz Norra Ammarnäs für die Örnbo-Wanderung gefahren. Örnbo ist ein kleiner stillgelegter Hof aus dem 19. Jahrhundert hoch oben über dem See Gautsträket auf einer Felsbank. Zu Beginn folgten wir dem Georgsvägen. Nach 1,5 km fanden wir auf der linken Seite ein Schild mit der Aufschrift Trollstigen. Dies war ein kleiner Pfad entlang einer Felswand durch dichten Nadelwald. Nach ein paar hundert Metern kamen wir wieder auf den Georgsvägen.
Als nächstes passierten wir eine Mühle, umgeben von Sitzmöglichkeiten mit Tischen und einer Grillhütte. Diese Mühle ist ein Nachbau der Mühle von 1918, die 1980 durch ein Feuer zerstört und im Sommer 2000 fertig gestellt und wieder eröffnet wurde.
Am Ziel angekommen, konnten wir einen Eindruck davon bekommen, wie das Leben & Arbeiten dort oben gegen Ende des 19. Jahrhunderts war, da Örnbo nie Strom-, Telefon- & Wasserleitungen hatte. Zudem war die Aussicht in Richtung des Berges Gaisatj und auf das Dorf Ammarnäs wunderbar. Nachdem wir 2 ¾ Stunden unterwegs waren, wir konnten sogar Unglückshäher erblicken, und 9,4 km gewandert sind, hatten wir uns unser Frühstück verdient.
Nach einem Besuch im Dorfladen, um Brot zu kaufen und einem weiteren Halt bei Fjällvilt, wo wir uns Rentierfilet (640 Skr/kg) holten, fuhren wir zum Startpunkt der 2. Wanderung: der Parkplatz Biergienas. Wir starteten gegen 13:45 Uhr. Zu Beginn führte der Weg durch Birkenwald und nach rund einer halben Stunde stetig bergauf erreichten wir die Baumgrenze und das farbenfrohe Moor. Über der Waldgrenze, die im Vindelfjällen bei 700 – 800 m liegt, ist die Durchschnittstemperatur im Juli wohl unter 10°C – ihr könnt euch also vorstellen wie bitterlich kalt uns war, da wir daran natürlich beim Start der Wanderung nicht gedacht hatten. Oben angekommen folgten wir dem Weg bis zum See Dávtájavvrie, der gleichzeitig den Wendepunkt der Wanderung markierte. Auf dem Rückweg freuten wir uns dann um jeden Meter bergab, mit dem es wieder wärmer wurde. Die Wanderung war trotz der Kälte absolut großartig, denn die Farben des Moores waren atemberaubend schön und wir sahen sogar eine kleine Herde Rentiere grasen. Auch auf dieser Tour waren wir 2 ¾ Stunden unterwegs, liefen aber „nur“ 8,5 km.
Für die Nacht fanden wir gleich in der Nähe des Wanderparkplatzes dann ein windumtostes, aber einsames Plätzchen am Fluss Vindelälven.
Am Morgen danach tankten wir noch in Ammarnäs und fuhren dann weiter nach Sorsele, wo wir unsere Lebensmittelvorräte aufstockten. Weiter ging es dann zum Mårdseleforsen Naturreservat, eine der für mich schönsten Landschaften Schwedens, über die Straße 363, wobei wir unterwegs mal wieder zwei Rentiere gesichtet hatten. Die wilde und schöne Flusslandschaft des Naturreservats rund um den Vindelälven, der viertlängste Fluss Schwedens, besteht aus unterschiedlich großen Inseln, auf denen Urwald wächst und die teilweise durch Hängebrücken miteinander verbunden sind. Ein besonderes Highlight waren die spektakulären Stromschnellen, denn auf zwei Kilometern fällt der Fluss um 17 m ab, wodurch sich ein herrliches Naturschauspiel offenbarte.
Nur 15 Autominuten vom Naturreservat entfernt fanden wir dann ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten am Fluss. Und auf dem Weg dorthin begegneten uns sogar noch eine Elchkuh und ihr Kalb.
Gestern Morgen fuhren wir zum Vindelforsarna Naturreservat, welches direkt neben der Gemeinde Vindeln liegt. Dort enthüllten sich mit die mächtigsten Stromschnellen des Vindelälven. Es dauerte ungefähr 1 ½ Stunden auf dem markierten Weg um das Reservat herum zu laufen. Der Weg folgte dabei dem Flussufer auf beiden Seiten des Flusses.
Danach fuhren wir wieder nordwestlich in Richtung des Vindelfjällen-Naturschutzgebietes, teils entlang des Blå vägen, der fast durchgängig in unmittelbarer Nähe von blauem Wasser verläuft, und vorbei an Schwedens größter Holzkirche in Stensele. Irgendwann fanden wir dann ein einem der vielen Seen ein schönes Plätzchen, wo wir für die Nacht blieben.
   
Rund eine Stunde fuhren wir heute Morgen noch bis zum Naturum in Hemavan. Dies war aufgrund des Saisonendes bereits geschlossen. Daher konnten wir uns nur über das Internet zu möglichen Wanderung informieren. Wir entschieden uns für die Wanderung zum Ausflugsziel Fjällfinakåtan. Startpunkt war ca. 9:45 Uhr beim Naturum. Wir folgten dem blau markierten Weg entlang des Kungsleden bis zur Abbiegung nach Kobåset in nordöstlicher Richtung. Die Strecke betrug ca. 4,7 km hin & zurück und wir waren ~ 1 ½ Stunden unterwegs.
   
Da wir danach nicht motiviert genug für weitere Wanderungen waren, verließen wir Hemavan wieder und fuhren 145 km in südöstliche Richtung auf dem Blå vägen (E12) nach Storuman. Das Städtchen liegt an der Kreuzung von der E45, die von Süden nach Norden durch Lappland führt, und dem Blå vägen, der von Südosten nach Nordwesten von Umeå an der bottnischen Küste direkt zur norwegischen Atlantikküste verläuft. Wir folgten der E45 südwärts nach Vilhelmina, wo der Vildmarksvägen beginnt.
   
Dieser führt nicht nur über Berge und an Stromschnellen und Wasserfällen vorbei, sondern möglicherweise auch an wilden Tieren. An der Kreuzung von E45 & Vildmarksvägen kauften wir bei Bergmans Fisk & Vilt noch Elch- & Rentierwurst zum Probieren, bevor wir uns auf den Vildmarksvägen begaben. Gleich zu Beginn der Route suchten wir uns ein herrliches Plätzchen an einem See für die Nacht, um am nächsten Tag Schwedens angeblich schönste Straße in Ruhe zu erkunden.

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